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Schein und Sein

Bild: pixabay

Ich steh nicht mehr im Rampenlicht,
Komplimente werden rar.
Ob ich da bin oder nicht,
man nimmt mich kaum noch wahr.

Und schau ich in den Spiegel,
was spiegelt sich mir da?
Bin ich, mit Brief und Siegel,
noch immer der, der ich mal war –

mir selber treu und wesensgleich?
Was bin ich, und was möcht ich sehn?
Kann ich, zu andern im Vergleich,
recht gut noch zu mir selber stehn?

Schön sein mag der schöne Schein,
nicht minder schön doch auch der Kern.
Mag ich auch nicht umschwärmt mehr sein,
ich hab mich nach wie vor noch gern.


Bücher von Otto Pötter aus dem Aschendorff Verlag Münster
z.B. Vom kleinen und vom großen Ich oder Jeden Tag etwas, aber keinen Tag nichts
sind zeitlos wertvolle Lebensbegleiter

Leitbild Ems

© Otto Pötter

Bild: pixabay

Der Kunstausschuss kam zu dem Schluss,
dass frei zwar wären die Gedanken,
sie dennoch aber bräuchten Schranken,
damit geäußert würde nicht nur Stuss;

das gäbe Anlass oft zur Klage.
Auch gäben bei dem ganzen Schmu,
noch Dussel ihren Senf dazu,
umso heikler würd‘ die Lage.

Wie an der Ems geredet würde,
sei, in spärlichem Gebrauch,
Sprache ohne Schwall und Rauch,
knapp gesätzt und ohne Hürde.

Sprachsparbücher gäb’s sogar;
denn längs der Ems, an jedem Orte,
spare man der vielen Worte
und käme dennoch bestens klar.

Nordsee

© Otto Pötter

Bild: pixabay

Fahrplanstress und Kreisverkehr,
so was gibt es hier nicht mehr;
schauen wie die Wellen rollen,
Robben robbend streun und tollen.

Schlendern auf der Promenade,
wandern, fernab im Gestade;
in warmer Sonne heiß auch träumen,
indes die Wellenkämme schäumen.

Weite weiße Strände,
Dünen ohne Ende;
auf dem Wind die Wolken reiten,
prächtig, bis in ferne Weiten.

Selber locker auch mal trimmen,
radeln, laufen oder schwimmen;
um die Nas‘ gesunde Luft,
in der Nase Bratfischduft.

Den Helgoländer Hummer knacken
und beim Jever Kopp in‘ Nacken.
Doch brauset auch mal der Nordwest,
geht’s kuschelig ins Katennest.

Genießen, träumen, stillvergnügt,
Nordsee, Nordsee, das genügt.

Halali

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Ertönt des Jagdhorns Halali,
wirkt das für Jäger wie Magie.
Es scheint, es gibt kein Halten mehr;
nur das Gewehr muss schnell nun her!

Es zieht den Jäger auf die Pirsch,
ihm ist mal wieder nach nem Hirsch.
Der Hirsch jedoch, er denkt: „O Schreck!
Jetzt aber weg hier. Nichts wie weg!“

Schlau späht er mit List und Tücke,
im Wald nach einer sich’ren Lücke.
Indes dem Jäger, schussbereit,
wird lang, sehr lang, die Abschusszeit.

Und macht es auch mal: Piff, Paff, Puff,
so war die Schießerei nur Bluff.
Der Waidmann flieht dem Missgeschicke,
indes der Hirsch schaut nach ner Ricke.

Ei, Ei, Ei

© Otto Pötter

Bild: pixabay

Die Kulanz an sich ist gängig hier,
doch hat sie auch wohl ihre Grenzen.
Emsseitig nämlich denken wir,
man sollte nicht damit so glänzen.

Doch vernahm man es bewegt,
als einst so sprach der Bauer Lüken:
„Wenn unser Hahn ein Ei mal legt,
spend‘ ich davon das erste Küken!“