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Europa

© Otto Pötter

Bild: pixabay

Arglist, Trugbild und Tabu …
Gräben graben, Türen zu?
Zäune zieh’n und Mauern bau’n?
Und dann? – Wie in die Welt wohl schau’n?

Zwar braucht jeder wohl sein Reich,
aber, Gott erbarm, nicht gleich
eine Festung in der Welt,
die and‘re in die Ecke stellt.

Denn ist ’s auch noch so schön daheim:
Keiner lebt für sich allein.
Türen öffnen, reden, lachen,
all das kann uns nur reicher machen.

Gäb’s ein Wort hierfür mit Mut,
so wär‘ „Europa“ dafür gut.
Grenzen öffnen, Weite wagen,
allein wird keiner dann verzagen.

Viel mehr „Wir“ statt stur nur „Ich“,
macht froh und frei, statt jämmerlich
So hat bei Chorgesang und Tanz
auch Krieg und Zwietracht keine Chance.

Was die Seele braucht

© Otto Pötter

Emma Pötter (1926 – 2003): Sommerabend an der Ems, Aquarell 1980

Sie braucht einen Platz,
auf dem sie steht.
Sie braucht einen Freund,
der mit ihr geht.

Sie braucht ein Tun,
das sie täglich erfreut.
Sie braucht Stille,
Sinn und Beharrlichkeit.

Sie braucht etwas Schönes,
das empor sie hebt.
Sie braucht den Frohsinn,
solange sie lebt.

Sie braucht Orientierung,
für Gott bereit,
zum Lauschen und Ahnen
der Ewigkeit.

Klein und groß

© Otto Pötter

Bild: pixabay

Das Kleine ist oft eine Hülle,
die Großes unerkannt enthält;
doch braucht Interesse es und Stille,
damit es auch erhellt und hält.

Die Wurzeln, tief verzweigt vom Baum,
sind Grund dafür, dass er nicht bricht.
Sieht man sie auch so gut wie kaum,
der Baum wächst durch sie hin zum Licht.

Auch ihr, seid helle, heiter, fleißig;
achtet das, was scheinbar klein.
Geringes ist oft unermesslich,
Grobes in sich oft sehr fein.

Im Kleinen Großes zu beachten,
erschließt den Sinn von dem, was ist.
Was immer wir auch so betrachten,
erscheint gleich klarer, nicht mehr trist.

Doch kann nur Gott zum Guten wenden,
was auch mal plagt; Er macht uns froh.
Ja, ob wir leben oder enden:
« Laus et honor Domino! »

Die Zufriedenheit

© Otto Pötter

Bild: pixabay

Zufriedenheit auf jeden Fall
erscheint nicht gleich in einem Schwall.
Sie regnet immer tropfenweise,
geht unsichtbar oft auf die Reise.

Sie unbedingt dir zu erzwingen,
wird dir zu keiner Zeit gelingen.
Willst du sie dir zu eigen machen,
so achte auf ein Kinderlachen;

den Stern am dunklen Firmament,
den niemand hier mit Namen kennt;
ein Lied, das mit dem Wind verweht,
ein Mensch, der deinen Schmerz versteht;

die Liebe, die du andern schenkst,
ein Danke, das du heimlich denkst.
Zufriedenheit im Alter blüht,
wenn man ums Gute sich bemüht.

Das schwerste Wort

© Otto Pötter

Bild: pixabay

Nein, Popocatepétl nicht,
auch Chichicastenango nicht,
das schwerste Wort wohl, weit und breit,
ist schlicht und einfach
Dankbarkeit.